Weihnachtsrede des Fraktionssprechers der „Freien Wähler“ Dr. Hardy Wenderoth in der Sitzung des Gemeinderates am Dienstag, 11.12.2018.

Liebe Zuhörer, liebe Kolleginnen und Kollegen, lieber Roland, liebe Verwaltung,

es ist wieder Weihnachten, wir lassen die Hektik des Alltags zurück und freuen uns auf ruhige und besinnliche Stunden mit der Familie. Am Ofenfeuer genießen wir die Lichter des Weihnachtsbaums und kommen zur Ruhe.

Die Häuser sind geschmückt, die Geschenke gekauft und der kulinarische Teil des Weihnachtsfestes ist bereits geplant. Wir genießen den Duft von Lebkuchen und Glühwein auf den zahlreichen Weihnachtsmärkten und lassen die Seele einfach mal baumeln.

Zwischendrin dürfen wir jedoch auch einmal zurückblicken, auf das, was wir dieses Jahr in der Weltpolitik erlebt und was wir persönlich, aber auch als Gemeinderäte erreicht und welche Ziele wir uns für das nächste Jahr gesetzt haben.

Albert Einstein sagte einmal:

„Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.“ Ein wunderbares Zitat. Leider offensichtlich nicht von allen gehört und damit nicht gelebt.

Egoismus ist angesagt, es geht um Vorherrschaft und Macht. Strafzölle, gegenseitig steigernd, tatsächlich davon überzeugt, es könne die eigene oder sogar die Weltwirtschaft verbessern oder stabilisieren.

Ein Aussteigen aus dem Klimaabkommen, das Negieren der globalen Erwärmung durch den CO2-Ausstoß, wohl nicht registrierend, dass weltweit durch katastrophale Unwetter und Dürrekatastrophen zahlreiche Menschen ihrer Existenz oder gar Leben beraubt werden.

Kriege, die Trümmer, Armut, Hunger und Tod hinterlassen. Im Jemen verhungern die Kleinsten.

Allerdings wird das Thema Flüchtlinge im Deutschen Bundestag und in den Talkshows mehr diskutiert als beispielsweise Pflegenotstand, der Umgang mit den Dieselbesitzern oder die Stabilisierung der Renten beim derzeitigen demographischen Wandel. Flüchtlinge und damit die AfD sind in aller Munde.

In den Landtagswahlen in Bayern und Hessen äußert sich der Frust der Bürger. Das Ergebnis sind drastische Verluste von CSU und SPD und enorme Gewinne der AfD, der in der Opposition hinsichtlich der Regulation glücklicherweise mit den ebenso erfolgreichen „Grünen“ und „Freien Wählern“ noch starke Parteien entgegenwirken.

Im Gegensatz zur großen Weltpolitik gestaltete sich das Zusammenarbeiten im Gemeinderat doch deutlich entspannter.

„Wer das Ziel kennt, kann entscheiden.

Wer entscheidet, findet Ruhe.

Wer Ruhe findet, ist sicher.

Wer sicher ist, kann überlegen.

Wer überlegt, kann verbessern.“

(Konfuzius, chin. Philosoph, 551-479 v. Chr.)

Wir haben Vieles bereits erreicht und Vieles auf den Weg gebracht. Im Laufe der letzten Jahre haben wir uns immer mehr gefunden, viele Entscheidungen wurden mit großen Mehrheiten getroffen und hitzige Debatten waren eine Seltenheit. Sehr wohl haben wir allerdings im Dienste der Sache eifrig und zielorientiert diskutiert, oftmals auch bis spät in den Abend hinein.

Auch dieses Jahr war wieder – wie schon die Jahre zuvor – geprägt durch Verhandlungen und Diskussionen um unsere Trinkwasserversorgung. Bereits frühzeitig haben wir zu deren Sicherung, die aktuell nur durch den Brunnen 4 gewährleistet ist, die Langzeitpumpversuche für Brunnen 5 und 6 abgeschlossen.

Aufgrund Informationen, dass sich der geschätzte Wasserverbrauch unserer Gemeinde bis 2020 verdoppeln wird, und dem Nachweis Polyzyklischer Aromatischer Kohlenwasserstoffe an der Messstelle des Brunnen 7, veranlassten wir zusätzliche Sondierungsbohrungen. Hierbei konnten erneut flächendeckend PAKs in geringer Konzentration nachgewiesen werden, deren Werte allerdings weit unter den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung liegen.

Mit dem Ziel eines Gesamtkonzeptes zur Erschließung aller Brunnen einschließlich des Brunnen 8 entschlossen wir uns zu einer Erweiterung der hydrogeologischen Maßnahmen, wie beispielsweise dem Erstellen einer 3-D-Karte zur Ermittlung der Menge und vor allem der Fließrichtung der Wasservorräte, um bei einer möglichen Ablehnung durch das Wasserwirtschaftsamt eine größtmögliche Transparenz unserer Anstrengungen darlegen zu können. Die Ergebnisse widerlegten den ursprünglichen Verdacht auf einen Manöverschaden mit einem lokalen Reservoir und unterstützen unser Vorhaben, das Wasser mit einer Aktivkohlefilteranlage, wie dies bereits schon lange in Aschaffenburg praktiziert wird, zu behandeln.

Um diese Vorgehensweise mit Fakten und wissenschaftlichen Daten zu untermauern, entschlossen wir uns für den Fall des PAK-Nachweises in den 144-stündigen Pumpversuchen am Brunnen 7 die Wasserproben vor und nach der Filterung durch Aktivkohle zu beurteilen und richteten vorsorglich eine solche Versuchsanlage ein, um die Prognosen unserer Hydrogeologen hinsichtlich der Effektivität der Filteranlage bestätigen zu können. Bisher wurden allerdings in den Leistungspumpversuchen am Brunnen 7 erfreulicherweise keine Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe nachgewiesen.

Da insgesamt trotz maximaler Anstrengungen und ein Erreichen einer optimalen Trinkwasserqualität mittels Aktivkohlefilter dieses Vorgehen seitens des Landratsamtes erneut abgelehnt worden war, beschlossen wir mit großer Mehrheit, gegen diesen Bescheid rechtlich vorzugehen. Eine Bestätigung unseres Vorgehens und unserer Mühen erhielten wir durch die Mitteilung des Landratsamtes Ende November 2018, welche die Bitte äußerte, unsere Klage zunächst ruhen zu lassen, da einer möglichen Filterung, wie bereits frühzeitig von uns beantragt, aktuell wohl nichts mehr im Wege stehen sollte.

Eine weitgreifende und richtungsweisende Entscheidung, welche wir parteiübergreifend richtig getroffen haben. Unser Ziel war, ist und bleibt es, unseren Bürgern einwandfreies Trinkwasser zu günstigen Preisen zu bieten. In Großwallstadt kostet der Kubikmeter Wasser einschließlich der Abwassergebühren brutto 1,50 Euro, in anderen Kommunen hingegen müssen die Bürgen hierfür teilweise das 8-fache bezahlen.

Aber auch in der Erweiterung unserer Gemeinde und dem Entgegenwirken des demographischen Wandels haben wir Vieles erreicht. Wir schlossen sinnvolle Ortskernverdichtungen ab, wie z.B. „Hinter der alten Schule“ und der Turmstraße, zudem entwickelten wir am Wellenhäuschen ein Baugebiet für viele junge Familien, welches eine zusätzliche Belebung unserer Gemeinde und Sportvereine bedeutet.

Ergänzend hierzu haben wir bereits, um die große Nachfrage nach Baugrundstücken zu berücksichtigen, einen Bebauungsplan für ein Wohngebiet mit 11 Häusern am Frohnhallenweg verabschiedet. Ein weiteres Baugebiet „Zu den Seen“ ist in Planung, derzeit befinden sich jedoch noch nicht alle Grundstücke im Besitz der Gemeinde.

Die Steigerung der Attraktivität unserer Gemeinde ist natürlich auch ein Magnet zur Ansiedelung weiterer Gewerbebetriebe, eine positive Spirale ist in Gang gesetzt. Es bedarf jedoch der Bereitstellung einer intakten Infrastruktur. Wir haben dies nicht nur im Bereich der Verkehrsanbindung oder des Straßenbaus getan, sondern haben uns im Zeichen der Digitalisierung frühzeitig für einen flächendeckenden Ausbau der Internetverbindung mit 16Mbit entschieden.

Durch den Ankauf von Gewerbegrundstücken im Grundtal und die Bereitstellung einer optimalen Wasserqualität, einschließlich der Einrichtung einer Direktleitung an die Kläranlage Elsenfeld, können wir dem ALCON-Konzern, unserem größten Gewebesteuerzahler, die optimalen Erweiterungsmöglichkeiten geben. Eine Bestätigung unseres Vorgehens zeigt sich in Erweiterung des Konzerns mit Investitionskosten von ca. 440 Millionen Euro.

Aber auch im Gewerbegebiet „Am Wellenhäuschen“ konnten wir viele Unternehmen gewinnen. Aufgrund schwieriger Verhandlungen mit den Ärzten und den umliegenden Grundstücksbesitzern musste aufgrund der der Größe des Projektes mit den erforderlichen Stellplätzen das „Ärztehaus“ erneut überdacht werden. Nach vielen Stunden, rauchenden Köpfen und sorgfältiger Kosten-Nutzen-Abwägung in den nichtöffentlichen Sitzungen haben wir uns dafür entschieden, nicht selbst als Bauherr und Investor zu fungieren, sondern das Projekt durch die sich niederlassenden Fachärzte für Radiologie selbst bauen zu lassen. Weiteren Ärzten wurden attraktive Gewerbegrundstücke zum Bau einer Praxis angeboten. Eine wichtige und richtungsweisende Entscheidung, welche wir erneut parteiübergreifend richtig getroffen haben.

Wir haben Vieles erreicht und uns in zahlreichen ehrenamtlichen Stunden um unsere Gemeinde gekümmert.

Auch dieses Jahr wurde im Rahmen eines Gesamtkonzeptes erfolgreich in unser Schwimmbad und unseren Naturbadesee investiert, erneute 2-malige Behandlungen des Badesees mit Eisenpräparaten zur Vermeidung der Entwicklung gesundheitlich bedenklicher Cyanobakterien waren überzeugend, so dass wir unseren Bürgern und Gästen im wahrsten Sinne des Wortes einen „ungetrübten“ Badespaß in bester Badewasserqualität in einem der saubersten Seen in ganz Bayern bieten können.

Zudem arbeiten wir kontinuierlich an der Verbesserung von Straßen und Gebäuden, wie wir das beispielweise bei der Vergabe der Straßenzustandserfassung, der Sanierung Kreuzung Sportplatzstraße/ Großostheimer Straße, der Verbesserung des Schulwegs Kardinal-Döpfner-Schule bis zum vorderen Kreuzungsbereich und dem geplanten Umbau der Leichenhalle getan haben. Durch den Ausbau der Quellenstrasse nach den neuesten Richtlinien können unsere Bürger nun über die neu geschaffenen Gehwege sicher an die senioren- und behindertengerechten Bushaltestellen kommen.

Ebenso sanierten wir die Spielplätze zur Sicherheit unserer Kleinsten und ersetzten die in die Jahre gekommenen Spielgeräte durch nicht verrottbaren Recyclingkunststoff.

Um Großwallstadt weiterhin attraktiv und sauber zu halten, ist eine adäquate Ausstattung unserer Mitarbeiter des Bauhofs erforderlich. Zur Gewährleistung einer entsprechenden Maschineneffizienz entschlossen wir uns zum Ankauf eines Kombi-Arbeitsgeräts mit Wechselvorrichtung für eine Kehrmaschine und Rasenmäher. Dieses Konzept der Optimierung der Arbeitsbedingungen verfolgten wir in den letzten Jahren auch bei der Erweiterung des Feuerwehrhauses, welches am 12. Mai 2018 – mit u.a. neuem „Schwarz-Weiß-Bereich“ nach modernsten Gesichtspunkten ausgebaut – unseren freiwilligen Wehrfrauen und Wehrleuten festlich übergeben werden konnte.

Wie wir sehen, war der Bauausschuß mit viel Arbeit konfrontiert, neben den o.g. Angelegenheiten beschäftigte er sich zudem mit den Verkehrssituationen vor dem alten Feuerwehrhaus und am Kriegerdenkmal zur Planung und Umsetzung von Parkplätzen, der Schaffung einer Verkehrsberuhigung mit Reduktion des Unfallschwerpunktes im Bereich der Kreuzung Alte Straße/Mömlinger Straße und dem Umbau der neuen Schulturnhalle.

Wir haben Geld für die Zukunft Großwallstadts investiert, ein besseres Anlageprojekt gibt es nicht, eine höhere Rendite können wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht bekommen.

„Wenn ein Seemann nicht weiß, welches Ufer er ansteuern muss, dann ist kein Wind der richtige“

(Lucius Annaeus Seneca, römischer Philosoph, 4 n. Chr. – 65 n. Chr.)

Wir haben nicht nur Vieles erreicht, sondern uns auch noch viele Ziele gesetzt. Wie in dem sehr ansprechenden Vortrag unseres Kollegen Norbert Herdt ausgeführt, möchten wir im Rahmen des seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes erste Schritte zu einem selbstbestimmten, betreuten seniorengerechten Wohnen in Großwallstadt sorgfältig prüfen, beurteilen und gerne mit Hilfe des Seniorenbeirates entsprechende Rahmenbedingungen dafür schaffen.

Am Ende eines Jahres möchte ich nicht vergessen, mich bei allen Ehrenamtlichen in Sport und Kultur und bei unserer Feuerwehr herzlich für die geleistete Arbeit zu bedanken.

Dies möchte ich allerdings auch bei Euch für die vielen fruchtbaren Entscheidungen und das kollegiale Klima tun. Wir haben gut gearbeitet, Vieles gemeinsam entschieden und sind damit weiter zusammengerückt. Unserer Meinung nach insgesamt ein gutes Team.

Unruhe und ein schlechtes Bild von Großwallstadt verbreiten allerdings immer wieder politische Trittbrettfahrer, die trotz einer bereits mit großer Mehrheit im Gemeinderat zugesicherten Hilfe für die Winzer das Thema im Main Echo erneut aufgreifen, um den Bürgermeister öffentlich zu diffamieren. Kritik steht jedem zu, wie man diese jedoch äußert ist ein Zeichen sozialer Intelligenz. Dass die Großwallstädter Bürger dem Leserbriefautor bei der Gemeinderatswahl 2014 diese verantwortungsvolle Aufgabe nicht zutrauten, scheint begründet zu sein.

Dies erwähne ich insbesondere deswegen, weil ich in diesem Zusammenhang uns alle dazu ermuntern möchte, auch im nun so langsam beginnenden Wahlkampf zur Gemeinderatswahl 2020 weiterhin fair miteinander umzugehen und sich an Fakten und Tatsachen zu orientieren. Unsere Aufgabe ist es, dieses Klima im neuen Jahr weiter zu pflegen und gemeinsam Großwallstadt zielgerichtet und konstruktiv für die Zukunft zu gestalten.

Bedanken möchte ich mich aber auch bei unserer Verwaltung und dem Bürgermeister, die für unsere Bürger immer ein offenes Ohr haben und viele Angelegenheiten schnell und unbürokratisch lösen.

Weihnachten steht vor der Türe. Wir freuen uns auf friedvolle, besinnliche und ruhige Tage mit der Familie.  Wir wünschen allen Mitbürgern, allen Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat, der Verwaltung und Dir lieber Roland ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest im Rahmen der Familien und ein frohes, friedliches und gesegnetes Jahr 2019, vor allem Zufriedenheit und Gesundheit. Ohne dies erscheinen doch vermeintlich große Probleme in einem ganz anderen Licht.

Mitbürgern, denen es aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht so gut geht, wünschen wir baldige Besserung.

Frohe Weihnachten!

Dr. Hardy Wenderoth

für die Fraktion der Freien Wähler Yvonne Adrian-Stanzel, Ralf Klement, Andreas Krist,

Maria Pilzweger, Sigi Roch, Nicole Scherger, Heinz Felix Vogel, Reiner Völker

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