Liebe Bürgerinnen und Bürger von Großwallstadt,
liebe Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat,
liebe Verwaltung, lieber Roland,
Weihnachten, das Fest, das mehr ist als Glanz und Lichter. Es ist der Moment, in dem wir innehalten, den hektischen Alltag für einen Augenblick hinter uns lassen und uns auf das Wesentliche besinnen. Wir freuen uns auf eine ruhige Zeit mit der Familie und genießen das tiefe Gefühl der Zusammengehörigkeit. Die schöne Weihnachtsbeleuchtung der Straßen, der Schmuck an Fenstern und Bäumen und der Glanz der Kerzen erinnern uns an die Hoffnung, die in dieser Zeit besonders spürbar ist. Doch es ist die Freude, die wir miteinander teilen, die Weihnachten zu einem Fest der Liebe und des Friedens macht. Es sind die kleinen Gesten, das Miteinander, das Lächeln, das wir schenken, das den wahren Sinn von Weihnachten ausmacht.
Viele Menschen auf der Welt können Weihnachten in diesem Jahr nicht in Frieden und Freude genießen, weil sie von den Schrecken des Krieges direkt betroffen sind. In der Ukraine, die seit Februar 2022 unter dem Angriffskrieg Russlands leidet, trifft der Winter die Bevölkerung erneut besonders hart. Angriffe auf die kritische Infrastruktur, wie Strom- und Heizungsnetze, haben viele Menschen von grundlegenden Versorgungsgütern abgeschnitten. Familien frieren in zerstörten Häusern oder Notunterkünften. Der Versuch, ein normales Leben zu führen, ist unmöglich, wenn Explosionen und der Verlust von Angehörigen den Alltag prägen.
Auch im Gazastreifen und im Libanon herrschen unvorstellbares Leid und menschliche Gräueltaten. Durch die Eskalation der Gewalt im Zuge der Kämpfe und Bombardierungen leiden Zivilisten unter zerstörten Wohngebieten, fehlender medizinischer Versorgung und dem Verlust ihrer Liebsten. Hier, wo die Schreie nach Frieden oft überhört werden, bleibt für viele kein Raum für Freude oder Besinnlichkeit.
In Syrien lässt die Befreiung von Teilen des Landes von der Herrschaft des Machthabers Baschar al-Assad Hoffnung schöpfen, die Folgen der jahrzehntelangen Diktatur sind immer noch allgegenwärtig. Die Spuren von Vertreibung, Zerstörung und Verlust lassen das Weihnachtsfest für viele Menschen nur wie einen fernen Traum erscheinen.
Die Kriege werden initiiert und unterhalten von narzisstischen Persönlichkeiten, um den eigenen Größenwahn und Machtanspruch zu präsentieren. Aggressionen, Konfrontationen und Drohungen gehören zum politischen Geschäft. Soldaten werden wie eine Ware in einem politischen Deal aus Nordkorea an Russland „ausgeliehen“, um ihr Leben an der Front in der Ukraine zu verlieren. Der Respekt vor dem Menschen als Individuum ist verloren gegangen. Aktion generiert Reaktion. Ein Ende erscheint schwierig.
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ (Albert Einstein)
Ein Spiegelbild für die Wertigkeit des Menschen und den Umgang miteinander zeigte auch die amerikanische Präsidentschaftswahl. Im Wahlkampf warf man sich immer wieder Lügen und Intrigen vor, die Unzufriedenheit der Menschen in den USA, u. a. aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten, nutzte Donald Trump, um mit einfachen Wahlslogans, Desinformationen und einer „Amerika-first-Strategie“ zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt zu werden. Trotz aller Kritik sollen und müssen wir demokratisch gewählte Präsidenten akzeptieren, respektieren und mit ihnen im Sinne des Weltfriedens gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten.
Auf der Welt gab und gibt es vielfältige Herausforderungen wie den Klimawandel mit Sturzfluten, Überschwemmungen und Wirbelstürmen, aufgrund der weltweiten Krisen eine ausgeprägte Migration und wirtschaftliche Unsicherheit. Das Jahr 2024 war ereignisreich.
Die Qualität unserer Ziele bestimmt die Qualität unserer Zukunft. Unterschiedliche Meinungen in der Ampel-Koalition führten aufgrund mangelnder Kommunikation und Kompromissbereitschaft in einer Zeit der internationalen geopolitischen Imbalance mit einer Änderung der Weltpolitik und der Machtverhältnisse zum Zerwürfnis. Einen Tag, nachdem Donald Trump zum neuen amerikanischen Präsidenten gewählt worden war, kam es zum Bruch der aktuellen Ampelregierung, als Bundeskanzler Scholz Finanzminister Lindner entließ. In den folgenden Interviews und Pressemitteilungen erlebten wir eine Schlammschlacht auf offener Bühne, die in der Außenwirkung Deutschland und Europa schadet und schwächt. Eine zielorientierte, professionelle Kommunikation im Sinne unseres Landes sieht anders aus. Es bleibt zu hoffen, dass die politischen Ränder unseres Parteienspektrums davon nicht profitieren und am 23. Februar 2025 eine mutige, kommunikativ und strategisch geschickt agierende, mehrheitsfähige Koalition für unser Land gewählt werden wird.
Eine geschickte Kommunikation ist nicht nur ein Thema in der Weltpolitik, sondern auch im Miteinander im Gemeinderat. Ich möchte hier nicht noch einmal das Erreichte darlegen, dies haben wir bereits in der Weihnachtsrede des Bürgermeisters und der Kollegen gehört. Wichtig zu erwähnen ist jedoch, dass wir uns intensiv um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bemüht haben, indem wir die Arbeiten am Neubau der KITA am Reichardshäuserhof auf die Zielgerade gebracht haben. Für die Garantie der gesetzlich geforderten Ganztagsbetreuung der Schulkinder laufen bereits die Planungen.
Auch die Investitionen in die Wasserversorgung sind in den letzten Zügen. Wir können durch unsere vorausschauenden Investitionen in die Infrastruktur eine hohe Facharztdichte, viele Arbeitsplätze durch Industrie, Handel und Gewerbe und optimale Einkaufsmöglichkeiten sichern und damit unsere Lebens- und Wohnqualität weiter verbessern.
In diesem Zusammenhang wurde unser Antrag „Lückenschluss“ von der Odenwaldstraße bis zum REWE-Markt nun zum Teil beschlossen. Wir hoffen, dass das Gesamtkonzept schnellstmöglich seine Umsetzung findet. Noch dringenden Gesprächsbedarf gibt es hinsichtlich der finanziellen Beteiligung bei der geforderten Erweiterung der Gemeinschaftskläranlage.
Optimierungswürdig ist allerdings auch die zeitliche und thematische Umsetzung gestellter Anträge, welche trotz mehrfachen Anfragens weiterhin offen sind, um nur einige Punkte zu nennen.
Wichtig ist uns jedoch am Ende des Jahres, einen kritischen Blick auf das Große und Ganze, auf die Art und Weise des Umgangs und die Kommunikation untereinander zu werfen.
„Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, sondern mit den Augen die Türe zu finden“, sagte Werner von Siemens hierzu einmal.
Unterschiedliche Meinungen und Perspektiven sind das Fundament der Demokratie und gerade deshalb brauchen wir die Fähigkeit zuzuhören und zu akzeptieren. Hierbei ist uns extrem wichtig zu betonen, dass man nicht einfach nur „dagegen“ sein sollte, weil ein Vorschlag von der anderen Seite bzw. einer anderen Fraktion kommt. Denken wir beispielsweise an das Sternenkindergrab, ein hochsensibles Thema, das uns alle betreffen kann und betroffene Eltern in der Trauerbewältigung unterstützt. Hier dürfen Parteigrenzen keine Rolle spielen, denn am Ende geht es nicht um Gewinnen oder Verlieren, sondern um das Wohl der Menschen in unserer Gemeinde. Dinge sind im Fluss, Entscheidungen können morgen anders sein als heute. Die gilt insbesondere auch für die Friedhofsgestaltung: Ein frühzeitiges Gesamtkonzept verhindert unserer Meinung nach eine über die kommenden Jahre dem jeweils aktuellen Bedarf der Bürger und der Gesellschaft angepasste schrittweise individuelle Gestaltung unter Berücksichtigung neuer und innovativer Ideen und Möglichkeiten.
In unseren Diskussionen gab es viele Momente, in denen der respektvolle Umgang miteinander verloren ging. Diskussionen wurden hitzig geführt und hatten nicht das Niveau, das wir uns gegenseitig schulden. Ein wutentbranntes Verlassen der Gemeinderatssitzung aus Frust über anders erwartete Ergebnisse oder Diskussionen sind Zeichen dafür, dass an der Resilienz und der Zusammenarbeit gearbeitet werden sollte. Aggressive Töne, respektloser Umgang gegenüber den Kolleginnen und Kollegen – egal, welcher Meinung wir sind – sollten hier keinen Platz haben. Der Bürgermeister, ebenso wie jeder einzelne von uns, verdient Respekt, weil wir alle letztendlich dasselbe Ziel verfolgen: Entscheidungen zu treffen, die unser Großwallstadt voranbringen. Wir machen uns die Entscheidungen nicht immer leicht, der demokratische Entscheidungsprozess ist oft ein langer und abendfüllender Weg, auf dem wir nicht immer alle dieselbe Richtung einschlagen. Es gab Mehrheitsentscheidungen, die uns auch nicht gefallen haben und welche wir vielleicht auch nicht mittragen wollten. Doch die Stärke der Demokratie liegt darin, auch diese Ergebnisse zu akzeptieren und dennoch gemeinsam weiter an unseren Zielen zu arbeiten.
Besonders schade ist es, dass die heutige Situation – das Fernbleiben einer Fraktion von der gemeinschaftlichen Weihnachtsfeier des Gemeinderats – ein Spiegel dessen ist, was uns beschäftigt: Kommunikation und Zusammenarbeit für unser Großwallstadt. Wir sind dafür gewählt, dass wir für unseren Ort gemeinsam Ziele erreichen, in Zusammenarbeit, auch bei unterschiedlichen Meinungen. Wir müssen gemeinsam Ziele definieren. Ein Ziel, das man nicht sieht, kann man nicht treffen. Diskussionen sind im Sinne der Angelegenheit, nie jedoch persönlich zu werten.
„Das Einzige, was uns aufhält, unsere Ambitionen für die Zukunft durchzusetzen, sind die Zweifel, die wir heute hegen“ (Roosevelt).
Am Ende des Jahres möchten wir uns bei den vielen Ehrenamtlichen in Sport und Kultur, unserer Freiwilligen Feuerwehr, dem Pfarrgemeinderat und den Mitgliedern des Seniorenbeirats herzlich für die geleistete Arbeit bedanken. Wir wünschen allen Mitbürgern, allen Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat, der Verwaltung und Dir, lieber Roland, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest im Kreise der Familie und ein gutes neues Jahr 2025, vor allem Zufriedenheit und Gesundheit. Ohne diese erscheinen doch vermeintlich große Probleme in einem ganz anderen Licht. Mitbürgern, denen es aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht so gut geht, wünschen wir baldige Besserung. Allen anderen Menschen auf der Welt wünschen wir Frieden.
Weihnachten steht vor der Tür, wir freuen uns auf besinnliche und ruhige Tage mit der Familie. Wir können die Zukunft, jeder für sich und einer für alle, beeinflussen. Wir müssen positiv denken und Veränderungen zulassen. Die afroamerikanische Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison sagte hierzu: „Wenn du fliegen willst, musst du die Sachen loslassen, die dich runterziehen.“
Frohe Weihnachten!
Dr. Hardy Wenderoth
für die Fraktion „Freie Wähler“: Nicole Scherger, Ralf Klement, Andreas Krist, Heinz-Felix Vogel, Reiner Völker