Weihnachtsrede Fraktionssprecher Dr. Hardy Wenderoth in der Weihnachtssitzung am Dienstag, 12. Dezember 2023

 

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Weihnachten steht vor der Türe. Unsere Straßen und Plätze erstrahlen in einem warmen Glanz, geschmückt mit funkelnden Lichtern und farbenprächtigen Dekorationen. Weihnachtsbeleuchtungen scheinen durch die vereisten Fenster und aus dem einen oder anderen Haus hören wir sanfte Weihnachtsmusik. Wie wir uns das Weihnachtsfest vorstellen, haben wir bereits in der Familie besprochen. Wir wünschen uns besinnliche und ruhige Tage im Kreise der Familie und kommen zur Ruhe. Ein mit Liebe geschmückter schöner Weihnachtsbaum schafft eine behagliche Wärme und Geborgenheit.

Man würde sich wünschen, es könnten doch alle Menschen auf der Welt aktuell eine ähnliche Vorfreude auf Weihnachten haben.

Aufgrund der zahlreichen Krisen, Konflikte und Kriege ist dies für viele jedoch leider nicht möglich. Beim täglichen Verfolgen der Nachrichten nehmen diese einen Großteil des Artikels oder der Sendezeit ein.

„Die größten Probleme in der Welt können nicht gelöst werden, wenn wir nicht miteinander reden.“
Das Zitat von Franklin D. Roosevelt ist und bleibt wahrscheinlich eines der eindrucksvollsten Zitate unserer Zeit und lässt sich von der Weltpolitik bis auf die kleinste soziale Ebene projizieren.
Diplomatie ist die Kunst, Konflikte zu verhindern, zu mildern oder zu lösen, sie ist der geschickte Umgang und die Verhandlungsfähigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen. Aktuell scheint diese mehr gefragt zu sein als je zuvor.
Nur so kann das unsagbare Leid im Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und im Krieg zwischen Israel und den Palästinensern gelöst werden, um nur die aktuell größten internationalen Krisen zu nennen. Es gäbe viele Beispiele mehr. Wir alle sind aufgrund der medialen Präsenz mit den täglichen Menschenrechtsverletzungen und Gräueltaten konfrontiert. Tapfere Frauen und Männer im Iran werden zu langen Gefängnisstrafen oder zum Tode verurteilt, nur weil sie für ihre Rechte kämpfen und demonstrieren möchten, um eine liberalere Gesellschaft zu formen.
In einem ganz anderen Kontext gibt es jedoch auch bei uns in Deutschland Verbesserungspotential in der Kommunikation.
Innerhalb der Ampel-Koalition werden Unstimmigkeiten vor Abschluss der eigentlichen Verhandlungen öffentlich diskutiert, viele Entscheidungen werden dem Bürger unglücklich vermittelt und voreilig umgesetzt, sodass die Unzufriedenheit der Bürger steigt. Die letzten Umfrage- und Wahlergebnisse zeichnen keine gute Entwicklung ab, denn immer dann, wenn die großen etablierten Parteien streiten und keine klugen, durchdachten Lösungen finden, profitieren und mobilisieren Parteien aus dem rechten Spektrum mit einfachen Parolen zunehmend Protestwähler.
Man könnte viele Punkte mehr nennen, doch in einer Weihnachtsrede im Gemeinderat sollten vor allem auch die Punkte Gehör finden, die uns im Jahr 2023 in unserem Gremium beschäftigt haben. Den roten Faden bezüglich der Kommunikation untereinander möchten wir jedoch nicht verlieren.
Nach anfänglicher Annäherung der verschiedenen Fraktionen und dem Lob am Ende des letzten Jahres sehen wir aktuell in einigen Punkten Optimierungsbedarf.
Der Wunsch, dass Diskussionen auf Augenhöhe bleiben und ein kollegialer und professioneller Umgang untereinander herrscht, erfüllte sich leider nicht immer.
Trotz aller Unstimmigkeiten und Meinungsverschiedenheiten der verschiedenen Fraktionen sollte ein kollegialer Umgang insbesondere mit dem Bürgermeister und der Verwaltung zum Wohl unserer Gemeinde Grundlage unserer Arbeit sein. Für eine zielführende Zusammenarbeit zum Erreichen optimaler Bedingungen für unser Großwallstadt wurde jeder einzelne von uns in den Gemeinderat gewählt.
Auch wir sind nicht immer mit der Vorgehensweise des Bürgermeisters und der Verwaltung einverstanden, wir äußern unsere Kritik jedoch direkt und konstruktiv, um anwendungsbezogen und ergebnisorientiert einen klugen gemeinsamen Konsens zu suchen und zu finden. Die Professionalität und der Wählerauftrag fordert von uns, dass wir uns weiterhin für unser Großwallstadt zielorientiert und kompromissbereit einsetzen.
Erstaunt haben uns die gemeinsamen Fraktionssitzungen der BfG, CSU und SPD, in welchen vorab Entscheidungen getroffen und in den Gemeinderatsitzungen ohne größere Beratungen und Meinungsaustausche umgesetzt werden. Unserer Meinung nach sollten die Diskussionen und Besprechungen zum besseren Verständnis und zur Transparenzsteigerung für unsere Bürger sinnvollerweise öffentlich im Gemeinderat durchgeführt werden.
Neben einer klugen Kommunikation ist jedoch auch ein ständiges Hinterfragen unserer gemeinsamen Entscheidungen erforderlich, um gegebenenfalls sinnvolle Korrekturen anpassen zu können.
Am Anfang unserer Legislaturperiode wurde das bisher, seit Jahrzehnten so erfolgreiche Vorgehen mit einem beratenden Bauausschuss zugunsten einer „beschließenden“ Variante umgestellt. Aufgrund der fehlenden Weitergabe wichtiger Informationen an alle Gemeinderatsmitglieder aus dem „beschließenden Bauausschuss“ und des ausgebliebenen Vorteils eines solchen Vorgehens, wurde unsererseits ein Antrag eingebracht und dafür geworben, zur besseren Transparenz für Gemeinderatsmitglieder und unsere Bürgerinnen und Bürger  zu dem „alt bewährten“ System zurück zu kommen. Obwohl uns fraktionsübergreifend bestätigt wurde, dass die aktuelle Vorgehensweise so nicht sinnvoll und vorteilhaft sei, wurde der Antrag der Freien Wähler abgelehnt. Hier zählt ein Fraktionsdenken mehr als eine kluge und durchdachte erneute Bewertung.
Auch bezüglich der Nutzungsänderung der ehemaligen Kleiderfabrik Geis gab es viele hitzige Diskussionen.
Wir wollten hochwertige, barrierefreie Wohnungen, welche sowohl ein seniorengerechtes Wohnen ermöglichen, als auch jungen Familien die Möglichkeit geben kann, in unserem schönen Großwallstadt sesshaft zu werden. Unsere Gemeinderatsfraktion lehnte aufgrund des aktuellen Plans mit teils fehlendem Tageslichts und der damit erforderlichen künstlichen Beleuchtung in den Gängen und Bädern die aktuelle Bauweise einstimmig ab.
Leider konnte dieses Ziel nun nicht erreicht werden. Aristoteles schrieb in seinen Büchern zur Nikomachischen Ethik: „Vernunft ist die Fähigkeit zur Schlussfolgerung.“
Wir haben im vergangenen Jahr jedoch auch wieder wichtige Ziele gemeinsam erreicht. Wir haben mit der Beauftragung der Baus unseres Kinderhauses ein Zukunftsprojekt initiiert, dem rechtlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz entsprechen und die Kinder- und Schulkindbetreuung sichern können, was aktuell nicht allen Gemeinden so erfolgreich gelingt, um nur eines der wesentlichen Projekte beispielhaft aufzuführen.
Großwallstadt konnte 2023 auch mehrere „Jubiläen“ feiern. Hervorzuheben und beeindruckend war die 650-Jahr-Feier unserer Kirche mit dem Abschlussgottesdienst, bei dem wir als besonderen Ehrengast den Apostolischen Nuntius Erzbischof Dr. Nicola Eterovic begrüßen durften.
Man könnte noch vieles in einer Weihnachtsrede über das Jahr 2023 aufführen, damit diese dem Begriff „Rückblick“ gerecht werden kann. Einen Punkt darf man jedoch nicht vergessen. Einfach mal „Danke sagen“:
Am Ende des Jahres möchten wir uns ganz herzlich bei allen Ehrenamtlichen in Sport und Kultur, bei allen, die zum Gelingen unseres tollen Weihnachtsdörfchens mitgeholfen haben, bei unserer Freiwilligen Feuerwehr für ihre 24-Stunden-Bereitschaft über 365 Tage und den Mitgliedern des Seniorenbeirats bedanken. Wir freuen uns, dass wir „Freie Wähler“ mit Ingrid Helmstetter eine engagierte Großwallstädterin in den Seniorenbeirat entsenden, welche die erfolgreiche Arbeit des Beirats unterstützen und fördern wird. Wir sehen den Seniorenbeirat als politisch unabhängiges Gremium, der den Gemeinderat in seinen Entscheidungen positiv beeinflusst. Wir wünschen ihr für ihre neue Aufgabe viel Geschick, Spaß und Erfolg.
Auch unserer „Schulfamilie“ um Herrn Rektor Horst Kern und der Vorsitzenden des Fördervereins Barbara Schieder der Kardinal-Döpfner-Grund- und Mittelschule möchten wir für die erfolgreiche Arbeit, welche ihr und Großwallstadt in unserer Region einen super Ruf beschert, bedanken.
Bedanken möchten wir uns aber auch beim Bürgermeister, der Verwaltung, bei Euch liebe Kolleginnen und Kollegen für die geleistete Arbeit. Wir freuen uns auf ein neues Jahr 2024, um weiterhin für unser Großwallstadt, gerne fraktionsübergreifend, kluge Entscheidungen zu treffen.
Voltaire hat einmal gesagt: „Alles was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles, was wahr ist, solltest du auch sagen“.
Wenn man allerdings der einen oder anderen diesjährigen Haushaltsrede aufmerksam zugehört hat, verwundert es jedoch in Anbetracht der aktuellen Krisen, Kriegen und Konflikten, dass die täglichen negativen Meldungen nicht doch ein kleines „Fünkchen“ Harmoniebedürftigkeit und den Wunsch nach Frieden und Zusammenarbeit wecken. Es scheint schwer zu sein, Probleme, Konfrontationen oder einfach nur andere Meinungen professionell zu verarbeiten und diese über eine kluge Kommunikation gezielt in Kompromisse zu überführen.
Weihnachten steht vor der Türe. Wir freuen uns auf friedvolle, besinnliche und ruhige Tage mit der Familie mit dem Gedanken an das Wesentliche.
Wir wünschen allen Mitbürgern, allen Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat, der Verwaltung um Markus Hartmann und Stefan Günther, den Bauhofmitarbeitern und Dir lieber Roland ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest im Rahmen der Familien und ein frohes, friedliches und gesegnetes Jahr 2024, vor allem Zufriedenheit und Gesundheit. Ohne dies erscheinen doch vermeintlich große Probleme in einem ganz anderen Licht.
Mitbürgern, denen es aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht so gut geht, wünschen wir baldige Besserung. Allen Menschen, die direkt und indirekt von den entsetzlichen Kriegen in der Welt betroffen sind, wünschen wir Frieden.
Der Sinn von Weihnachten ist die Hoffnung, uns optimistisch in die Zukunft blicken zu lassen. Den wesentlichen Baustein hierfür liefert uns ein Zitat von John F. Kennedy: „Der Schlüssel zu dauerhaftem Frieden liegt in der Kunst der Kommunikation“.
Frohe Weihnachten!
Dr. Hardy Wenderoth
für die Fraktion der Freien Wähler Ralf Klement, Andreas Krist, Nicole Scherger, Heinz Felix Vogel und Reiner Völker

 

 

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